Presse-Berichte zur art austria 2012 im Leopold Museum

“Kunst hatte nie eine größere Berechtigung als jetzt”

Christian Czaak über seinen Zugang zur Kunst, den Herdentrieb beim Sammeln von Namen und das Entdecken von hochwertigen, bislang noch weitgehend unbekannten Künstlern

Ausstellungen Ihrer Galerie beinhalten immer eine sichtbare kuratorische Leitidee. Was bedeutet Kunst für Sie?

Einzig Kunst, die als Selbstzweck keinem speziellen Nutzen dient, verändert die Gesellschaft und deren Verhältnis zur Kunst. Sie ist oftmals die einzige Form von Ausdruck, der damit zur Realität wird. Dies gilt es zu fördern, in unserer immer mehr vom Massentrieb geprägten Gesellschaft. Kunst als persönliches und finanzielles Investment hatte nie zuvor eine größere Berechtigung.

Sie vertreten hauptsächlich moderne Kunst, warum?

Moderne Kunst ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Faktor. Im Vergleich zu älteren Kunstformen, zeigt die moderne Kunst auch aktuelle gesellschaftliche Veränderungen auf. Das ist überaus spannend.

An welcher Art moderner Kunst sind Sie besonders interessiert?

Primär die bildende Kunst mit Malerei und Skulptur. Kunstmuss eine gewisse Art von haptischer Qualität besitzen. Mit einem Werk sollte rasch eine emotionale Auseinandersetzung als eine Art Brücke entstehen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Galerie?

Die Motivation von meiner Frau Michaela und mir liegt in der aktiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen der zeitgenössischen und der modernen Kunst. Primär liegt der Reiz im Auffinden undin der Positionierung von qualitativ hochwertigen, bislang aber noch weitgehend unbekannten Künstlern. Alfred Kornberger ist dafür ein gutes Beispiel.

In welchem Zusammenhang?

Kornberger ist, im Sinne von inhaltlicher Vielfalt, Qualität und Werkumfang, einer der bedeutendsten Künstler Österreichs aber einer breiteren Öffentlichkeit bis dato noch weitgehend unbekannt. Problem, aber auch Herausforderung ist, dass oftmals nur Namen gekauft werden und dabei die Qualität eine untergeordnete Rolle spielt.

Alfred Kornberger ist aber doch bereits in bedeutenden Sammlungen vertreten.

Ja, unter anderen in der Leopold-Sammlung, in der Albertina, im Belvedere, in der Sammlung der Österreichischen Nationalbank und der Vienna Insurance Company. Dazu kommen auch viele renommierte private Sammlungen, darunter prominente internationale Kunsthändler. In der Fachwelt ist er ein Begriff, darüber hinaus ist er noch eher unbekannt. Es gilt also ihn zu entdecken.

Aus diesem Grund die aktuelle Sonderschau?

In der Tat. Ein Alfred Kornberger gehört in das Leopold Museum, er ist ja auch schon mit zahlreichen Werken Bestandteil der dortigen Sammlung und das Werkverzeichnis wurde 2007 vom renommierten Kunstexperten Franz Smola heraus gegeben.     Kornbergers vielfältige Qualität mit seiner dramaturgischen und zeichnerischen Genialität hätte schon längst eine große museale Würdigung verdient. Wir sind mit einem Museum in New York und insbesondere auch mit einem renommierten österreichischen Haus in Verhandlungen. Ich denke, wir müssen besonders hier noch besser vermitteln, dass die anscheinend noch vorhandene Scheu im Hinblick auf die Bekanntheit dieses großartigen österreichischen Künstlers durch seine Qualität und mit der Einbringung einer großen medialen Öffentlichkeit ausgeglichen werden kann.

(Interview aus KURIER-Extra zur art austria vom 10. Mai 2012)